Das PMO als Zentrum nachhaltiger Veränderungen

Nachhaltigkeitsprojekte werden tendenziell erstmal mit Zahlen für CO2-Ausstoß, FCKW oder übernommene Vorreiterrollen in der jeweiligen Branche verbunden. Getreu dem Motto „nur, was man messen kann, kann man auch steuern“ stellt sich das Projektteam Fragen der Messgrößen und deren Datenbeschaffung.

So ernsthaft dieser Ansatz gemeint ist, so wenig Nachhaltigkeit enthält er. Denn IT-Lösungen, Prozessoptimierungskosmetik und partielle Kommunikation führen immer nur bedingt zum Erfolg.Nachhaltigkeitsprojekte sind vor allem dann sinnvoll, wenn das Geflecht der ganzheitlichen Zusammenhänge im Projekt aufgenommen und entwirrt werden kann. Die zentrale Fragestellung vor Projektbeginn ist daher, welches Ergebnis und welche Wirkung die Veränderung in Richtung Nachhaltigkeit erzeugen soll. Und diese Wirkung ist selten in einem einzigen Schritt oder Projekt erreicht.

Statt in kleinen Schritten mittels Einzel-Projektchen ökonomische Rentabilität mit ökologischen Begründungen zu rechtfertigen, empfiehlt sich ein auf die genaue Zielsetzung abgestimmtes Veränderungsportfolio sowie ein sensitives und mit Gespür für Nachhaltigkeit ausgestattetes Project Management Office (PMO) zu etablieren, das auf Portfolioebene von einem Nachhaltigkeitsprojekt zum nächsten „wandert“ und damit selbst Nachhaltigkeit entfaltet. Ein solches nachhaltiges PMO kann in zwei wesentlichen Bereichen agieren: Zum einen können technologische und ökonomische Zwänge oder Chancen einer Veränderung professionell begleitet werden. Zum anderen werden die Argumente der Organisation erfahren, weitergetragen und wiederverwendet.

Die große Chance für Veränderungsmanagement liegt in der Sonderrolle des PMO, die eine Loslösung von üblich geltenden Richtlinien und Bürokratien ermöglicht und damit den Weg für Veränderungen ebnet. Zentral positioniert kann das PMO kontinuierlich Wissen in die Veränderungsprojekte einfließen lassen und bewirkt somit langsam aber stetig die Weiterentwicklung der Organisation. Ein reifes, nachhaltigskeitsbewusstes PMO nutzt implizites Wissen und nachhaltige Werte und generiert durch deren strukturierte Weitergabe explizites Wissen für Projekte und für die Organisation. Das gegenseitige Nähren mit Wissen wird auch als „Double Loop Learning“ bezeichnet.

Das Double Loop Learning stellt Annahmen und Ausgangslagen infrage und passt sie für den nächsten Planungs- bzw. Aktionszyklus – sowohl im Sinne des PDCA-Zyklus als auch bei Scrum-Projekten – an. Mithilfe dieser Sichtweise wird implizites Wissen Einzelner, bottom-up transportiert und wiederum der Organisation zugänglich gemacht. Auch die Veränderungen selbst werden per Double Loop Learning sukzessive in der Organisation als Wissen verankert und erfahren so ihre eigene Nachhaltigkeit.

Vor dem Hintergrund, dass Veränderungen überwiegend mit einem Verlust gewohnter Verhaltensmuster und Abläufe sowie Widerstand in Verbindung gebracht werden, ist dieser Ansatz eine große Chance für nachhaltiges Veränderungsmanagement in der gesamten Organisation. Denn durch die Betrachtung von „Change“ als einen Zugewinn zu bereits vorhandenen Kompetenzen und Arbeitsweisen – nicht deren Ersatz -, kann die Schutzreaktion des Widerstands durchbrochen und die Basis zur Ergreifung von neuen und nachhaltigen Möglichkeiten geschaffen werden. Die dahinterstehenden Aufgaben im Projekt- und Veränderungsmanagement ist definitiv ein Fulltime-Job für Profis.

005-initiative-magazin-coverDieser Beitrag basiert auf dem Artikel „Franz Beckenbauer des nachhaltigen Projekt- und Change-Managements“ von Rüdiger Liebe und Claudia Scholze aus dem initative magazin 07/2013, „Sie bedürfen mehr als nur Überwindung: ‚Veränderungen’ – Die Entwicklung von ‚es war einmal’ zu ‚es wird einmal’.“.

 

 

Claudia Maier

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