Das kollektive Potenzial nutzen – Der Weg der Reflektion

Projektleiter müssen komplexe Anforderungen erfüllen, sollen sie schließlich fachlich mit hoher Kompetenz aufwarten, methodisch bestens ausgebildet sein, Führungsqualitäten aufweisen und dabei Plangetreu, effizient und erfolgreich das Projekt abwickeln. Hinzu kommt die Herausforderung, mit zwischenmenschlichen, meist kulturellen Differenzen erfolgreich umzugehen. Diese Herausforderung birgt aber eine Besonderheit: nicht nur der Projektleiter allein, sondern jeder Einzelne des Projektteams sieht sich dieser Herausforderung gegenüber. Fachlich und methodisch werden die Projektmitglieder angeleitet, doch den Umgang mit natürlich auftretenden Differenzen wie Meinungsverschiedenheiten oder unterschiedlichen Denkansätzen, um nur zwei Beispiele zu nennen, muss jeder im Team beherrschen.
Der Wert eines ehrlichen, gemeinsamen Konsenses wird oft unterschätzt. Dabei ist es kein Geheimnis, dass personelle Konflikte und Ignoranz viel Kraft und Energie kosten und damit das Projekt belasten und sogar gefährden können.

Dieser Artikel erläutert einen anthropologischen Ansatz, mit jenen natürlichen Differenzen erfolgreich umzugehen, sodass nicht nur der für den Projekterfolg essenzielle Konsens innerhalb des Projektteams sichergestellt wird, sondern zusätzlich innere Potenziale des Projektteams über das Projekt hinaus genutzt werden können.

Das kollektive Potenzial (Möglichkeiten, Fähigkeiten und Energien, die in einem Projektteam existieren) existiert schon zu Projektbeginn und wartet quasi nur darauf, freigelegt und realisiert zu werden. Doch wie lassen sich inneren Potenziale erkennen, verstehen und ausschöpfen?
Potenziale zeigen sich im zwischenmenschlichen Bereich als etwas, von dem wir nicht so recht wissen, was es ist. Doch der richtige Umgang mit der menschlichen Vielfältigkeit kann helfen, Licht ins Dunkle zu bringen.

Vielfältigkeit existiert nicht erst seit Einsetzen der Globalisierung. Schon immer hatten Menschen ihre ganz eigene Herkunft, kamen aus verschiedenen Familien, besuchten verschiedene Schulen, wohnten in verschiedenen Städten und arbeiteten schließlich gemeinsam mit anderen Menschen zusammen. So etablierten sich ganz unterschiedliche Lebensarten, Arbeitsweisen, Haltungen und Werte, an denen sich Menschen fortan in ihren Handlungen und ihrem Verhalten orientierten. Hierbei sei angemerkt, dass in diesem Artikel der Kulturbegriff nicht als nationale Angelegenheit zu verstehen ist, sondern viel mehr die Ebene des Einzelnen und dessen Herkunft wiedergibt. So gibt es Unterschiede zwischen Menschen, die aus Großfamilien stammen und Menschen die ohne Geschwister aufwuchsen, diejenigen die in einem wohlhabenden Umfeld groß wurden und denjenigen, die aus finanziell schlechter gestellten Familien kamen, um nur zwei von unzähligen, prägenden Einflüssen auf die Kultur des Menschen zu nennen. Die natürlich gegebene Vielfältigkeit, die sich aus dem Zusammenwirken verschiedenen Menschen in einem Projekt ergibt, bietet optimale Bedingungen, das Potenzial sowohl in jedem Einzelnen als auch im gesamten Projektteam freizulegen.

Alles beginnt mit dem Erkennen der Differenzen, ganz gleich in welchem Bereich, sei es die Arbeitsmotivation, Kommunikation, Selbst-Organisation, das Zeitmanagement oder ein anderer Bereich des Berufsalltags. Auffällige Differenzen, wie beispielsweise verschiedene Arten des Zeit-Managements informieren uns über jene Bereiche, in denen das Team durch Diversität lernen und besser werden kann. Nun ist es wichtig, mit diesen Differenzen richtig umzugehen. Aber wie?

Für einen erfolgreichen Umgang ist eine Kombination aus Neugier, Respekt und Relativismus unerlässlich. Schließlich bedingt ein bewusstes Verständnis des Gegenübers Interesse an diesem sowie Respekt. So können Differenzen verstanden (nicht ausgeglichen!) und akzeptiert und eine Entfremdung zur eigenen Arbeitskultur möglich gemacht werden. Der angemessene Umgang mit Differenzen erfordert gewiss seine Zeit, jedoch trägt er maßgeblich zum Gelingen des Projektteams, dem Projekterfolg und einem dauerhaften, erfolgreichen Umgang mit Dissonanzen bei.

Als nächstes erfolgt die Reflektion. Nach Erkennen, Verstehen und Akzeptieren der Differenzen, ist eine kritische Betrachtung des Eigenen unerlässlich für die Freisetzung und Realisation des inneren Potenzials. Differenzen und neue Sichtweisen bieten Inspiration zur Adoption von und Anpassung an neu erfahrene, bessere Alternativen, wobei es unerlässlich ist, eine zwanghafte Anpassung zu verhindern. Haben wir diese positive Entwicklung erreicht, konnte das Projektteam das erkannte Potenzial erfolgreich umsetzen, denn durch die Diversität wurde inspiriert und optimiert. Dieser aktive und reflektierte Umgang mit Vielfältigkeit bietet eine Antwort darauf, wie die interpersonellen, kulturellen Herausforderungen des Projektmanagements durch das gesamte Projektteam gemeistert werden können.

Bei der amontis consulting ag ist das Erkennen und Aktivieren von Potenzialen als Teil der Unternehmensmission definiert. Diversität wird durch das globale Netzwerk von Partnern, Consultants, Associates, Trainer und Coaches seit 25 Jahren täglich gelebt. Aus diesem Grund zählt es zu den Stärken der amontis consulting ag, erfolgreich mit Vielfalt umzugehen und so stets das Ziel der Potenzialentfaltung zu verfolgen.

Nils Schäfer

Nils Schäfer ist Wirtschaftsingenieur und Junior Consultant bei amontis. In Ergänzung seiner technisch-wirtschaftlichen Ausbildung und Projekterfahrung in Lean- und Prozessmanagement-Themen studiert er neben seiner Beratertätigkeit Ethnologie und Philosophie, um den menschlichen und multikulturellen Aspekt in Projekten erfassen und effektiv adressieren zu können.

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